top of page
EINLEITUNG:

DIE INNERE HALTUNG DES KÜNSTLERS ALS ENTSCHEIDENDER FAKTOR FÜR EIN ZUKÜNFTIGES, MODERNES KUNSTVERSTÄNDNIS.

Es mag für den oberflächlichen Betrachter reine Zeitverschwendung sein, der inneren Haltung im

künstlerischen Schaffen eine besondere Bedeutung zu bemessen. Sei es doch gerade das " Bauch-

gefühl, welches ungeahnte , produktive Kräfte freisetze.

Was der Verfasser dieser Zeilen ausrücklich betonen möchte ist, dass er mit  " innerer

Haltung " keineswegs das intellektuelle Analysieren oder das Abbilden bereits vorgefasster assozia-

tiver Vorstellungsbezüge meint sondern , vielmehr eine aktive und blicklenkende Aufmerk-

samkeitsteigerung im Prozess des eigenen Schaffens .

Die folgenden Gedanken beziehen sich auf das Gebiet der Malerei, sie sind aber auch als

allgemeine Gesichtspunkte des künstlerischen Schaffens zu betrachten.

In diesem Sinne rückt das Bewusst - Werden des Schaffensprozess in den Vordergrund. Durch

eine gesteigerte Aufmerksamkeit und Wachheit werden die Elemente der Gestaltbildung durch Farbe

und Form zuerst intensiver erlebt und im fortschreitenden Erüben als Bestandteile des Bildaufbaus

bewusst. In diesem unablässigen Geschehen  von Bildung und Entbildung erlebt sich der Schaffende

als  ein Mitgestalter der äusseren und inneren Welt.

Céazanne ( 1839 bis 1906 ) kann in dieser Hinsicht als ein Wegbereiter moderner , künstlerischer

Bewusstseinschulung betrachtet werden . Besonders in seinen unzähligen,  feinfühligen Aquarellen

ist die flüchtige und zarte Trennung von Farbe und Form zu erleben. Die zarten Farbtöne liegen

in ihren Intervallen formgelöst im  Farbraum. Die subtilen  , nur angedeuteten,  darüber schwebenden

Formbezüge zeugen von einem sich ih seinen Anfängen bildenden neuen Wirklichkeits - Erleben.

Cézanne fühlte intuitiv sein Mitverwobensein  der Bildgestalt mit der äusseren Wirklichkeit.

Er spricht denn auch in diesem Zusammenhang von der " Realisation " als seine grösste Heraus-

forderung innerhalb seines künstlerischen Schaffens.

Der Maler Beppe Assenza ( 1905 - 1985 ) hat diesen Impuls auf der Grundlage der Gesteswissen-

schaft Rudolf Steiners ( 1861 bis 1925 ) aufgenommen und einen modernen, methodischen Zugang

zu einem völlig neuen und zukunftsweisenden Kunstschaffen inauguriert.

Aus dieser sich bildenden inneren Haltung heraus erschafft sich der Mensch ein neues Verhältnis

zwischen seinem Ich und der Welt. Diese Haltung führt zur Überwindung der dualistischen Weltanschauung. Sie eröffnet jedoch auch die Perspektive für ein völlig neues und in die Zukunft weisendes künstlerischen Schaffen.

Peter Dotto                                                                                                         Im März 2020

bottom of page